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Warum gibt es das Biokunststofftool?

Das Internettool wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Projekts „Handlungsoptionen zum Einsatz von nachhaltig biobasierten Kunststoffen als Verpackungsmittel für Lebensmittel“ von der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) entwickelt. In einem weiteren vom (BMEL) geförderten Projekt „Aktualisierung und notwendige Weiterentwicklung des Biokunststoff-Tools zu am Markt bedeutenden Verpackungsstoffen um die Verbreitung und Akzeptanz des Einsatzes von nachhaltigen biobasierten Kunststoffen als Verpackungsmittel für Lebensmittel zu erhöhen“ –  (BioVP2), wurde es grundlegend überarbeitet.  Verpackungs- und Lebensmittelhersteller, sowie Experten aus der Wissenschaft waren an diesem Projekt beteiligt.

Mit diesem Internettool stehen Informationen über die sechs zurzeit am Markt bedeutendsten Stoffgruppen von biobasierten Kunststoffen zur Verfügung.

Diese Informationen beziehen sich auf die vier Kriterien Ökologie, Soziales, Sicherheit & Technik und Qualität, die über Unterkriterien wie z. B. Landnutzung, Ökobilanzen, soziale Standards, Migration erfasst und bewertet werden. Die Bewertung erfolgt hinsichtlich Quantität (Anzahl) und Art (Interview, Homepage, Studie etc.) der vorliegenden Informationsquellen sowie der Aussagequalität der Informationen (positive Bewertung /Bewertung im Einzelfall/ überwiegend kritische Bewertung). Als Entscheidungshilfe können die Stoffgruppen in ihrer Bewertung miteinander verglichen werden.

Details zur Bedienung des Tools gibt es in unserer „Anleitung“.

 

Was sind biobasierte Kunststoffe und warum werden sie nachgefragt?

Kunststoffe sind heute aus dem Alltag nicht mehr weg zu denken. Von Medizin über technischen Anwendungen und auch bei der Verpackung von Lebensmitteln kommen diese Werkstoffe in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz. Laut statista.de ist „die global jährlich produzierte Kunststoffmenge in den letzten knapp 70 Jahren sehr stark gestiegen – auf ein Niveau von etwa 350 Millionen Tonnen im Jahr 2017. Damit hat sich das reine Produktionsvolumen von Kunststoffen weltweit im Vergleich zu 1976 circa versiebenfacht.“

Der weitaus größte Teil dieser Kunststoffe basiert auf fossilen Rohstoffen, die momentan von der Menschheit schneller verbraucht werden, als sie sich über natürliche, erdzeitgeschichtliche Prozesse regenieren. Auf nachwachsenden Rohstoffen basierende Biokunststoffe bilden vor diesem Hintergrund eine zukunftsweisende Alternative. Als Biokunststoff, Biooplastik oder biobasierter Kunststoff werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt werden.

Der Begriff „Biokunststoff“ wird jedoch nicht immer einheitlich verwendet. Im Biokunststofftool hat sich das Projektteam für den Begriff „biobasierte Kunststoffe“ entschieden. Die Auswahl der beschriebenen marktgängigen biobasierten Werkstoffe bezieht sich daher sowohl auf biologisch abbaubare, nicht abbaubare Kunststoffe und Kunststoffe mit Erdölanteilen, wie z.B. PET. Einige davon, die sogenannten Drop-In-Kunststoffe wie z.B. PE können sowohl auf Mineralölbasis als auch auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Für Biokunststoffe verwenden Hersteller vor allem Zucker, Stärke und Cellulose als Ausgangsstoffe, die sie aus Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr, Zuckerrüben oder Hölzern gewinnen. Die Vor- und Nachteile der Auswahl der Werkstoffe im Tool werden mit den folgenden Nachhaltigkeitskriterien Ökologie (mit Anbau der Rohstoffe und Verarbeitung), Sozialverträglichkeit, Sicherheit und Technik und Qualität im Tool verglichen.

Standardkunststoffe werden heutzutage meist aus Erdöl, Erdgas und Kohle hergestellt, so dass der Preis für Rohöl direkte Auswirkungen auf den Kunststoffpreis hat. Steigende Energie- und Rohstoffbedarfe weltweit steigern diesen Preis, was zu politischen Konflikten in Förderländern führen kann. Eine weiter steigende Nachfrage wird dazu führen, dass Erdöl mit zunehmend umweltbelastenderen Methoden gewonnen wird. Deswegen wird beispielsweise in den USA und Rußland auf Frackingmethoden zurückgegriffen und in Kanada und den USA wird es aus Teersanden gewonnen. Beides sind Praktiken, die besonders von Umweltverbänden stark kritisiert werden. Außerdem erhöht sich dadurch kontinuierlich der Flächenverbrauch z.B. durch Leckagen von Pipelines, Fracking oder durch die Gewinnung aus Teersanden. Diese Flächen gehen der Nahrungsmittelerzeugung langfristig verloren. Erdölbohrungen z.B. in der Arktis sowie in der Tiefsee zählen ebenso zu sehr umweltproblematischen Praktiken. Biokunststoffe können aktuell preislich kaum mit Standardkunststoffen konkurrieren. Durch das steigende öffentliche Umweltbewusstsein nimmt ihr Marktanteil jedoch zu.