Kunststoffe sind heute aus dem Alltag nicht mehr weg zu denken. Von Medizin über technischen Anwendungen und auch bei der Verpackung von Lebensmitteln kommen diese Werkstoffe in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz. Laut statista.de ist „die global jährlich produzierte Kunststoffmenge in den letzten knapp 70 Jahren sehr stark gestiegen – auf ein Niveau von etwa 350 Millionen Tonnen im Jahr 2017. Damit hat sich das reine Produktionsvolumen von Kunststoffen weltweit im Vergleich zu 1976 circa versiebenfacht.“
Der weitaus größte Teil dieser Kunststoffe basiert auf fossilen Rohstoffen, die momentan von der Menschheit schneller verbraucht werden, als sie sich über natürliche, erdzeitgeschichtliche Prozesse regenieren. Auf nachwachsenden Rohstoffen basierende Biokunststoffe bilden vor diesem Hintergrund eine zukunftsweisende Alternative. Als Biokunststoff, Biooplastik oder bio-basierter Kunststoff werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt werden.
Der Begriff „Biokunststoff“ wird jedoch nicht immer einheitlich verwendet. Im Biokunststofftool hat sich das Projektteam für den Begriff „biobasierte Kunststoffe“ entschieden. Die Auswahl der beschriebenen marktgängigen biobasierten Werkstoffe bezieht sich daher sowohl auf biologisch abbaubare, nicht abbaubare Kunststoffe und Kunststoffe mit Erdölanteilen, wie z.B. PET. Einige davon, die sogenannten Drop-In-Kunsstoffe wie z.B. PE können sowohl auf Mineralölbasis als auch auf Basis von nachwachsenen Rohstoffen hergestellt werden. Für Biokunststoffe verwenden Hersteller vor allem Zucker, Stärke und Cellulose als Ausgangsstoffe, die sie aus Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr, Zuckerrüben oder Hölzern gewinnen. Die Vor- und Nachteile der Auswahl der Werkstoffe im Tool werden mit den folgenden Nachhaltigkeitskriterien Ökologie (mit Anbau der Rohstoffe und Verarbeitung), Sozialverträglichkeit, Sicherheit und Technik und Qualität im Tool verglichen.
Standardkunststoffe werden heutzutage meist aus Erdöl, Erdgas und Kohle hergestellt, so dass der Preis für Rohöl direkte Auswirkungen auf den Kunststoffpreis hat. Steigende Energie- und Rohstoffbedarfe weltweit steigern diesen Preis, was zu politischen Konflikten in Förderländern führen kann. Eine weiter steigende Nachfrage wird dazu führen, dass Erdöl mit zunehmend umweltbelastenderen Methoden gewonnen wird. Deswegen wird beispielsweise in den USA und Rußland auf Frackingmethoden zurückgegriffen und in Kanada und den USA wird es aus Teersanden gewonnen. Beides sind Praktiken, die besonders von Umweltverbänden stark kritisiert werden. Außerdem erhöht sich dadurch kontinuierlich der Flächenverbrauch z.B. durch Leckagen von Pipelines, Fracking oder durch die Gewinnung aus Teersanden. Diese Flächen gehen der Nahrungsmittelerzeugung langfristigverloren. Erdölbohrungen z.B. in der Arktis sowie in der Tiefsee zählen ebenso zu sehr umweltproblematischen Praktiken. Biokunststoffe können aktuell preislich kaum mit Standardkunststoffen konkurrieren. Durch das steigende öffentliche Umweltbewusstsein nimmt ihr Marktanteil jedoch zu.